Humor als Erfolgsfaktor

Was Pflege von Klinik-Clowns lernen kann

Wenn über Pflege gesprochen wird, stehen häufig Herausforderungen im Mittelpunkt: Fachkräftemangel, Belastung, Bürokratie, Demenz. Umso bemerkenswerter ist es, wenn ein Thema Aufmerksamkeit bekommt, das die menschliche Seite der Pflege stärkt - Humor. Die Fachzeitschrift Care Invest widmete diesem Ansatz in ihrer Ausgabe 24/2025 einen ausführlichen Artikel und zeigte, welchen Unterschied Klinik-Clowns in Pflegeeinrichtungen machen können. Schon die Überschrift des Artikels verdeutlicht die Richtung: Humor ist kein „nice to have“, sondern ein echter Erfolgsfaktor.

Humor wirkt - Wissenschaftlich belegt und in der Praxis sichtbar

Dass emotionale Leichtigkeit einen messbaren Effekt auf Bewohnerinnen und Bewohner hat, zeigen mehrere Studien.

Die CAsHeW-Studie der Technischen Hochschule Deggendorf (2019–2022) untersuchte systematisch die Wirkung von Clownsinterventionen in Pflegeeinrichtungen. Sie dokumentiert:

  • gesteigertes emotionales Wohlbefinden
  • gelöstere Stimmung im gesamten Haus
  • Stressreduktion bei Bewohnenden und Pflegekräften
  • aktivierte Erinnerungen und emotionale Zugänge, besonders bei Menschen mit
  • Demenz


Diese wissenschaftliche Basis schafft ein solides Fundament für das, was viele Pflegekräfte seit Jahren in der Praxis beobachten.

Praxisperspektive aus Hamburger Einrichtungen

Über mehrere Jahre hinweg haben die Klinik-Clowns Hamburg e. V. in verschiedenen Hamburger Pflegeeinrichtungen regelmäßig Auftritte gestaltet. Um ergänzend zur wissenschaftlichen Evidenz auch die berufliche Perspektive der Teams abzubilden, wurde im Sommer 2025 eine Befragung durch das Institut für Demoskopie Allensbach durchgeführt. Ermöglicht wurde dies durch die Unterstützung der Scheck-Stiftung. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie Mitarbeitende die Clownsbesuche erleben und welchen Unterschied sie im Arbeitsalltag wahrnehmen.

Neue Einblicke: Ergebnisse der Allensbach-Befragung

Die Ergebnisse dieser Befragung sind eindrucksvoll:


  • 91 % berichten von überwiegend positiven Reaktionen der Bewohnerinnen und Bewohner
  • 81 % empfinden die Besuche als persönliche Bereicherung
  • 85 % erleben eine spürbare Verbesserung der Atmosphäre
  • 85 % geben an, dass die Clownsbesuche ihre Arbeit erleichtern
  • 61 % haben Humor, Musik oder spielerische Elemente in ihren Pflegealltag übernommen


Damit ergänzt die Allensbach-Befragung die wissenschaftlichen Erkenntnisse der CAsHeW-Studie um eine wertvolle Praxisperspektive: Humor wirkt nicht nur emotional - er verändert Arbeitsabläufe, Teamdynamik und das Klima im gesamten Haus.

Clownsinterventionen: Ein Beitrag zu Teamklima und Entlastung

Pflegekräfte berichten, dass Bewohnerinnen und Bewohner ruhiger reagieren, entspannter sind und sich leichter auf Situationen einlassen, besonders, wenn Musik und Bewegung Teil des Besuchs sind.  Auch für die Mitarbeitenden ist die Entlastung spürbar: mehr Leichtigkeit, weniger Spannungen, ein harmonischeres Miteinander. In einer Branche, in der Belastung zum Alltag gehört, zeigen solche Momente, wie wertvoll psychosoziale Angebote tatsächlich sind.

Warum diese Erkenntnisse für die Pflegebranche relevant sind

1. Psychosoziale Angebote stärken moderne Pflegekultur

Humor und Leichtigkeit fördern nachweislich Lebensqualität und Wohlbefinden.


2. Sie entlasten Teams im Alltag

Wenn die Atmosphäre gelöster ist, werden Abläufe einfacher, Konflikte reduzieren sich.


3. Sie schaffen emotionale Identität und stärken Werte

Einrichtungen, die Menschlichkeit sichtbar machen, senden ein starkes Signal nach innen und außen.


4. Sie sind relevant für Employer Branding und Fachkräftebindung

Positive, emotionale Pflegekultur wird zunehmend zu einem Wettbewerbsvorteil.

Besondere Bedeutung für Menschen mit Demenz

Musik, Humor und Gestik erreichen Ebenen, die Sprache manchmal nicht mehr erreicht. Die Resonanz ist oft intensiv: Bewohner mit Demenz reagieren mit Lächeln, Bewegung, kleinen Gesten der Nähe und manchmal sogar mit Tanzen. Hier zeigt sich, wie tief Humor wirken kann, unabhängig von kognitiven Fähigkeiten.

Was Kommunikation und Markenführung davon lernen können

Klinik-Clowns stehen sinnbildlich für das, was gute Pflegekommunikation ausmacht:

  • authentische Geschichten
  • echte Emotionen
  • menschliche Begegnungen
  • starke Bilder
  • positive Narrative in einer oft belasteten Branche


Solche Projekte zeigen, wie glaubwürdige Kommunikation entsteht: nicht durch Kampagnen, sondern durch erlebbare Haltung.

Fazit

Humor verändert Pflege. Er stärkt Bewohnerinnen und Bewohner, entlastet Mitarbeitende und schafft Momente, die weit über den Augenblick hinaus wirken. Die Kombination aus wissenschaftlicher Evidenz (CAsHeW-Studie) und der Allensbach-Befragung aus Hamburger Einrichtungen zeigt eindrucksvoll: Humor ist ein wirksamer, nachhaltiger und menschlicher Baustein moderner Pflege - und ein starkes Beispiel dafür, wie Pflegekommunikation neue Perspektiven eröffnen kann.



Und genau hier beginnt modernes Recruiting: Wenn Pflege wieder fühlbar wird, entsteht eine Arbeitgebermarke, die Menschen berührt statt nur zu informieren.